Zeitersparnis mit Technik

In Kürze: Schnellere CPUs, bessere Programme und trotzdem keine Zeit?

1981 habe ich die Facharbeit an der Schule noch mit der guten, alten Rheinmetall in einer Nacht (der letzten Nacht vor dem Abgabetermin) aufs Papier gebracht; ich weiß nicht, ob ich das heute noch könnte, wo der Stil durch die Backspace- (Rück-) Taste versaut ist.

Einige Jahre später sah der Schriftverkehr von Konzernen immerhin noch aus, als sei er nicht mit 9 Nadeln, sondern mit 7 ausgedruckt worden. Und heute?

Wenn ich in der Hausverwaltung ein Schreiben sehe, das mit Maschine getippt oder gar mit der Hand geschrieben ist, rümpfe ich die Nase. Selbst ein Schreiben mit guter Druckqualität, aber schlechtem Layout fällt auf.

Mit der Verbreitung der Technik ändern sich die Gewohnheiten und damit auch die Ansprüche, was dazu führt, daß proportional mehr Zeit damit verbraten wird, den Inhalt optisch aufzubereiten; letzterem wird weniger Zeit gewidmet.

Oder anders formuliert: bei gleichbleibendem Inhalt wird von jedem, der etwas zu Papier bringt, erwartet, daß er zusätzlich mehr Zeit auf das Layout verwendet.

Die Textverarbeitung hilft dabei nur theoretisch, denn auch die Einarbeitung kostet Zeit; außerdem macht das beste Grafikprogramm noch keinen Grafiker.

R. Levine (*) schreibt, daß

(Zitat:) "Bauersfrauen in den zwanziger Jahren, die ohne Elektrizität auskommen mußten, deutlich weniger Zeit auf die Hausarbeit verwendeten als die Hausfrauen [...] in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts mit ihrem ganzen modernen Maschinenpark."

Mit dem Staubsauger sind auch die Erwartungen gestiegen und damit der Zwang, die Maschinerie auch zu benutzen.

Da erscheint mir unsere Light - Kultur doch reichlich hohl.


(*) Robert Levine: Eine Landkarte der Zeit; Serie Piper Nr. 2978; 6. Auflage März 2001; S. 42;